Endlich ist es so weit, endlich, endlich, endlich. Ich darf wieder an einem Rennen teilnehmen, einem Bergrennen technisch anspruchsvoll, steil und hoch hinaus, von 4000ern umgeben. Dieses Rennen erfordert vorherige Berglauf-Erfahrung. Ich bin sehr kribbelig und aufgeregt. Schaffe ich das überhaupt? Bin ich gut vorbereitet? Wie wird das Wetter und das mit dem Essen/Trinken unterwegs? Täglich ein Marathon mit ca. 3000 hm in technisch anspruchsvollem Gelände.
Etappe 1 – bin ich nervös und ziemlich aufgeregt, aber GLÜCKLICH und freue mich maximal auf mein Abenteuer. Los gehts! Alles ist super, meine Beine fühlen sich richtig stark an. Stefan M. und ich laufen gemeinsam, ich mache Bilder und Filme, genieße die geniale Landschaft. Spaß, abschalten, längste Hängebrücke der Welt, viele liebe Menschen um mich, die Strecke ist ein Traum. Nach über 8 h dann im Ziel sind alle schon da und warten auf uns.
Etappe 2 – Mein Rennen! Ich laufe wie immer im Strom mit und lasse mich zum schnelleren Laufen hinreißen, eigentlich brauche ich immer etwas länger, um warm zu werden. Dann geht es bergauf, bergauf, bergauf… ich laufe MEIN TEMPO – egal was die anderen machen. Das ist mein heutiger Plan. Es war super anstrengend. Bald (irgendwann bald) bist du oben und dann gehts bergab… die anderen stöhnen auch! Bergauf ist für mich immer eine enorme Anstrengung. Nach langen 3 h ca. waren wir oben, Verpflegung, Schnee, Fotos machen, Höhe genießen und vor allem die Aussicht! So und jetzt geht es bergab – das letzte Mal bin ich mit Guntram in Trentino vor 4 Wochen bergab gerast, ich erinnerte mich und hatte Spaß! Meine Beine laufen von alleine, ich überhole alle. Traumhaft, am Matterhorn entlang und gefilmt hab ich auch dabei. Wir machen Bilder von uns gegenseitig, Erinnerung muss sein. Mir war so warm, ich zog die dünne Jacke aus und werde überholt. Hoch angestrengt hinterher, runter überholt. So laufe ich mein Ding. Ich grüße die Wanderer und dann mache ich den alles entscheidenden Fehler: Ich grüße und schaue nicht auf den Weg – das wars. Ich stürze und beide Knie bluten, werden dick und die Wade krampft. Ok ruhig bleiben!!! Krampf auflösen, weiterlaufen… angepasst an die Knie – und Muskelschmerzen!
Kurz danach kommt der VP und man sagt mir, ich sei die 4. Frau, gut das ist ganz schön weit vorne für mich, Gerald Blumrich ich komme heute etwas früher ins Ziel 😉 und tatsächlich sitzen alle meine Freunde (alles Topläufer) noch gemütlich im Zielbereich und freuen sich über meinen Erfolg, 3. Frau AK.
Etappe 3 – Der Schreck sitzt mir doch noch in den Knochen und die Knie schmerzen, die Muskeln sind auch nicht so fit im Bereich der Verletzung. Es ist heute die längste Etappe und am Ende stellt sich raus – für mich die härteste. Es ist irgendwie nicht so steil und dann doch etwas steiler, es zieht sich alles in die Länge. Die Etappe geht auch mehr bergauf als bergab, irgendwie ist es die „Schöne-Qual-Etappe“ so nenne ich sie mal. Meine Bewunderung gilt heute den starken Bergaufläuferinnen – habt ihr sooo gut gemacht!!! Diesmal bin ich richtig glücklich im Ziel, Stefan Böck ist da und Jörg (sie sind die schnellen Läufer), das tut gut. Schön ist auch, dass ich Stefan M. noch getroffen habe und Volker sich um die Organisation kümmerte – das war eine große Herausforderung diesmal.
Etappe 4 – einige laufen, um aufs Podium zu kommen, andere um sich selbst herauszufordern, zu denen gehöre ich heute ;). Mein Rennen und der letzte Tag. Wenig Schlaf macht sich bemerkbar, die Muskeln sind aber trotzdem ganz gut drauf als ich loslege. Ich komme gut in meinen Trott. Die Strecke erfordert Konzentration, es ist schon technisch anspruchsvoll heute, ein Sturz passiert ja schneller als man denkt, wenn die Konzentration nachlässt. Also immer schauen wo ich hintrete. Die Gegend hier ist ein Traum, ich will dass er nicht aufhört und genieße. Plötzlich, mitten im Berg weit oben steht Volker mit Fotoapparat… wie eine Fata Morgana 😉 … wie ist er denn hier her gekommen??? Er sagte: „Gleich geschafft!“ so hielt ich mich nicht länger auf und hoffte in 10-20 min auf den VP (dachte er kommt dort dann auch hin) … Ich hatte Hunger und das Wasser war auch schon leer!!!
Durst, Hunger – wir liefen endlos um den Berg! Ein Läufer packte sein Brot aus – was tut er dort? „Der erste VP kommt heute ja erst nach 26 km“ sagte er mir und ich fiel vom Berg... Nein natürlich nicht, aber die nächste Quelle war meine und einen dicken fetten Riegel schob ich mir in den Mund!!!
Nach dem Verpflegungspunkt war ich schon ganz schön platt von dem vielen RAUF UND RUNTER! und dann kam das ALLERBESTE: Die Skipiste!!! Jetzt musste der „Kopf“ ran, mein Körper war platt und das schaffte nur noch der Kopf… Mentales Training pur war das für mich! AAAAAAAAAHHHHHHHH!!!
Oben angekommen ging es bergab – das war mein Ding – Jippie!
Aber zum Schluss: es geht ewig an einem wunderschönen Bach entlang, der nimmt einfach kein ENDE!
Dank mentaler Stärke renne ich das Stück (langsam in meinem Tempo natürlich) und komme überglücklich mit Tränen in den Augen ins Ziel! (9. Frau insgesamt, 3. Platz in meiner Altersklasse, Gesamtzeit: 30h26min)
Danke an:
Volker Seidel, Stefan Mateschke, Gerald Blumrich, Guntram Klein, Jörg Schreiber, Stefan Böck und natürlich an alle Helfer und Lizzy Hawker!!! Ich komme wieder – ganz bestimmt!